Kleine Obstbrandkunde

Dieses Lexikon ist allgemeingültig und hat keinen direkten Bezug zu unserer fränkischen Tradition beim Schnapsbrennen. Dennoch stellt es grundsätzliche Obstbrände vor und erklärt die Zusammenhänge.

Es beginnt beider Qualität des Obstes, das nur von bester Herkunft sein darf. Die Früchte werden nur im idealen Reifezustand verarbeitet.

Bei der Verarabeitung wird besonderer Wert auf Entstielung und Entkernung gelegt. Das bewirkt eine Verbesserung des Gärprozesses, so daß die Aromen intensiver und reiner herauskommen. Nach dem Entfernen der Steine werden diese sortiert, so daß nur unzerbrochene in die Maische kommen. Dadurch wird die geschmack- und aromabeeinträchtigende Blausäure vermieden.

Selektionierte Hefekulturen und gesteuertes Rühren der Maische in blaueb Kuststoff-Fässern sorgen für einen optimalen Gärungsprozeß. Zusätzlich wird die Temperatur der Maische kontrolliert: sie muß konstant bleiben, und sollte 20 Grad Celsius nicht übersteigen. So bleibt der natürlich-typische Charakter der Früchte voll erhalten.

Vorlauf und Nachlauf werden streng vom Herzstück getrennt, was ausschließlich für unser Destillat verwendet wird.

Allgemeine Qualitätsmerkmale

Die Qualität der Früchte ist an erster Stelle zu nennen.

Aber auch ihre Herkunft ist von großer Bedeutung. Eine nachlässig gepflegte Plantage beispielsweise wird ebensowenig brauchbares Obst hervorbringen wie schlechte Witterungsverhältnisse oder schlechter Boden.

Schließlich ist das Brennen eine hohe Kunst, denn "Vor- und Nachlauf" dürfen nicht in das spätere Obstwasser geraten, sie sind viel zu bitter und würden den Brand verderben.

So ist es auch nicht verwunderlich, daß es bis heute nicht gelungen ist, ein wirklich gutes Massenprodukt dieser Destillate zu erzeugen. Wer also glaubt, sich einen Obstler genauso gut im Supermarkt nebenan besorgen zu können, hat oft spätestens beim ersten Schluck das Nachsehen und am nächsten Tag nicht selten Kopfschmerzen.

 

Das Brennverfahren

Obstbrände werden nach dem Verfahren der Doppelerhitzung destilliert. Nachdem die Früchte vergoren wurden, erfolgt die Destillation, meistens im Brennkolben. Früher wurde mit direkter Flamme erhitzt, heute geht man mehr und mehr zum erhitzen im Dampfwasserbad über.

Nach dieser ersten Destillation erhält man das "kleine Wasser" oder den "Rohbrand" mit einem relativ geringem Alkoholgehalt (etwa 25 Prozent).

Dann schließt sich der zweite Durchgang, bei dem der sogenannte "Vor- und Nachlauf" sorgfältig vom "Mittellauf", dem Herz des Brandes, getrennt werden muß, denn nur dieses "Herz" schmeckt rein.

Wasser-Brand-Geist

Wasser sind Branntweine aus Kern- und Steinobst, rein aus der Frucht oder dem Most, also ohne Zusatz von Alkohol oder Zucker.

Im Gegensatz dazu werden die Früchte beim "Geist" (meistens aus zuckerarmen Beeren hergestellt) vor der Destillation einen Monat in hochprozentigem mazeriert und dann gebrannt.

Die Brände aus Äpfeln und/oder Birnen nennt man einfach Obstbrand, bzw. Obstler.

Die Bezeichnung ....brand unter Voranstellung des Namens der verwendeten Frucht darf bei Obstbränden für beide Erzeugungsarten verwendet werden, also alternativ zu Bezeichnung ...wasser und ...geist. Dies führt leicht in die Irre, denn außer bei Obstgeist darf die Endung ....brand ausschließlich für Originalalkohol aus den genannten Rohstoffen verwendet werden.

Die Frucht

Wir hatten schon erwähnt, wie wichtig die Qualität der Früchte ist. Sie müssen reif, gesund und unversehrt sein. Fallobst ist aufgrund der Fäulnis meistens nicht geeignet. Schon eine fleckige Frucht kann den ganzen Brand verderben.

Außerdem muß der richtige Zeitpunkt für die Gärung sensibel bestimmt werden. Unreife Früchte erzielen nicht den gewünschten Alkoholgehalt, überreife werden bräunlich und verderben das Aroma.

Selbstverständlich muß auch bei den Obstbränden der gesamt Gärungsprozeß sorgfältigst beobachtet werden. Die Temperatur darf nicht zu niedrig aber auch nicht zu hoch sein, so daß einerseits der Gärungsprozeß in Gang bleibt, andererseits aber nicht zuviel Feuchtigkeit entsteht und die Umwandlung von Zucker in Alkohol zufriedenstellend verlaufen kann.

Obstbrände aus Deutschland

Badischer Obstler

Obstler wird aus Birnen und/oder Äpfeln hergestellt und danach soll er duften und schmecken. Gerade beim Obstler trennt sich sehr schnell die Spreu vom Weizen! Vergleichen Sie ruhig einmal, Sie werden sehr schnell feststellen, ob ein Brand aus hochwertigen Früchten und mit Sorgfalt hergestellt wurde.

Schwarzwälder Mirabellenwasser

Die Mirabelle ist eine goldgelbe bis grünliche Pflaumenart, deren Brände sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Die sehr süße Frucht bringt einen kräftigen, gehaltvollen Brand hervor, dem man übrigens auch eine verdauungsfördernde Wirkung zuschreibt.

Schwarzwälder Waldhimberrgeist

Wie schon erwähnt, wird Himbeergeist nicht aus vergorener Maische hergestellt sondern durch Destillation unvergorener, in Alkohol eingelegter Früchte. Das feine Fruchtaroma der Waldhimbeeren soll dabei erhalten bleiben.

Obstbrände aus Italien

Acquavite Di Pere William

Dieses aus Italien stammende Birnenwasser ist die preisgünstige Variante zu berühmten "Poire William" aus Frankreich.

Übrigens: Acquavite ist in Italien die Bezeichnung für alle Branntweine! Nicht zu verwechseln mit dem bekannten "Aquavit", der in Dänemark beheimatet ist und aus Korn oder Kartoffeln gebrannt wird.

Obstbrände aus Frankreich

Poire William Rassis

Diese berühmt Williamsbirne ist gelb, sehr fruchtig und ergibt einen wunderbar aromatischen Brand. Diese erst seit vierzig Jahren angebaute Birne zählt heute zu den beliebtesten ihrer Art, zumindest in dieser flüssigen Form.

Himbeergeist

Die französische Variante des Himbeergeist weist ein besonders intensives Aroma auf und ist sehr weich. Jede Art von Brennen oder Schärfe ist bei diesem feinen Obstbranntwein verpönt.

Quetsch Rassis

Auch aus Frankreich kommt dieses berühmte Zwetschgenwasser. Im Gegensatz zu den Bränden der verwendeten Pflaume ist auch dieses Eau de Vie sehr elegant und seine Qualität hat sich gerade in den letzten Jahren dank der Bemühungen einiger Brennereien noch mehr gesteigert.

Kirsch Rassis

Das Kirschwasser zählt zu den ältesten Bränden der Welt. Für einen Liter diesen kostbaren Wassers benötigt man 18.25 Kilo Kirschen!

Es ist nicht nur ein wunderbarer Digestif, sondern besticht auch in Cocktails, Gebäck, Süßwaren, Eis und Obstsalat.